Immer der Nase nach
Duftmarketing

Robert Müller-Grünow ist Duftexperte und unterstützt Unternehmen aus allen Branchen weltweit bei der Duftkommunikation. Auch für HUF HAUS hat der Experte einen eigenen Markenduft kreiert. Wie ein duftendes Konzept mit Profil entsteht und warum es sich lohnt, die eigene Nase zu trainieren, verrät er uns im Interview.

Riechen Sie doch mal wieder!

HUF HAUS

Herr Müller-Grünow, Sie arbeiten seit Jahren mit Tausenden von Düften. Können Sie uns trotzdem drei Lieblingsgerüche nennen?

Robert Müller-Grünow

Ja: Meer, Wald, brasilianischer Urwald!

HUF HAUS

Das ging schnell, warum gerade die?

Robert Müller-Grünow

Diese Gerüche vebinde ich mit meiner Kindheit und meinen Lieblingsurlauben

HUF HAUS

Haben Sie schon immer Düfte mit Erinnerungen verknüpft oder mussten sie das erst trainieren?

Robert Müller-Grünow

Die Gerüche aus dem Urlaub in Nordspanien sind mir, seit ich ein Kind bin, nicht mehr aus dem Gedächtnis gewichen. Ich glaube, jeder hat diese Fähigkeit, ich habe das auch eher unterbewusst gemacht. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, warum das so ist.

HUF HAUS

Können Sie uns das kurz erklären?

Robert Müller-Grünow

Der Geruchssinn ist enger als jeder andere Sinnesreiz mit unserem Erinnerungsvermögen verknüpft. Wir riechen ständig und überall, ganz unbewusst. Besonders wenn wir Gerüche öfter wahrnehmen, speichert unser Gehirn diese zu den passenden Situationen, Menschen oder Orten ab. Das Problem ist eher, dass wir das Riechen verlernt haben und es viel zu selten bewusst nutzen.

HUF HAUS

Warum ist das so?

Robert Müller-Grünow

Riechen hat in unserer heutigen, sehr visuellen Welt keine wesentliche Bedeutung, weil wir es nicht wirklich zum Überleben brauchen. Es spielt zwar immer noch eine Rolle, wenn wir beispielsweise Feuer riechen, aber in Sachen Essen ist doch alles mit einem Verfallsdatum beschrieben. Unsere Nase scheint vermeintlich überflüssig. Im Gegensatz zu Naturvölkern, die durch ihren Riechsinn ihr Überleben sichern mussten.

HUF HAUS

Was können wir Nicht-Riecher tun, um uns zu verbessern?

Robert Müller-Grünow

Erstens, Dinge aus dem Alltag riechen! Alles riecht, es gibt nichts, was nicht riecht. Es klingt vielleicht banal, aber ruhig klein starten und mit geschlossenen Augen und ohne Berührung Kräuter oder Früchte erkennen. Das ist schon komplex genug. Zweitens, bewusster riechen. Einfach rausgehen und die Umgebung wahrnehmen. Mit diesen zwei Übungen hat man schon nach kurzer Zeit eine deutlich geübtere Nase.

HUF HAUS

… aber nie so geübt wie die eines Hundes?

Robert Müller-Grünow

Hunde riechen eine Million Mal besser als wir Menschen. Aber es gibt Forscher, die der Meinung sind, dass wir Menschen das auch könnten. Wenn wir nur unsere Nase gut genug trainieren würden.

HUF HAUS

Müsste Riechen demnach ein Schulfach sein?

Robert Müller-Grünow

Es kann nicht schaden, im frühen Kindesalter die Sinne zu trainieren und das Bewusstsein zu schaffen. Dem Olfaktorischen sollte mehr Raum geboten werden, gerne auch in der Schule.

HUF HAUS

Fallen Sie trotzdem auf den Bäckertrick herein?

Robert Müller-Grünow

Ja! Wenn ich Hunger habe und der Bäcker frisch gebacken hat, … dann kann ich mich auch nicht wehren. Ich habe zwar die analytische Brille auf, aber lasse mich trotzdem gerne verführen.

HUF HAUS

Duftmarketing ist also wichtig und sogar verkaufsfördernd. Wer sind Ihre Kunden?

Robert Müller-Grünow

Ich könnte alle Branchen aufzählen! Es gibt keine Branche, mit der wir nicht arbeiten. Versicherungen, Telekommunikationsdienstleister, die Deutsche Bahn, Automobilhersteller, Modelabels, Freizeitparks, Zahnärzte …

HUF HAUS

Diese Firmen entwickeln Düfte für verschiedene Einsatzgebiete. Oftmals wird ein eigener Markenduft beauftragt. Wie funktioniert das?

Robert Müller-Grünow

Zunächst einmal benötigen wir ein ausführliches Briefing, um die Markenwerte und die Markenpersönlichkeit zu verstehen. Dann stellen wir uns die Frage, in welchem Kontext die Düfte später eingesetzt werden sollen und wer die Zielgruppe ist. Daraus entsteht dann ein parfümistisches Konzept. Quasi eine Übersetzung der Marke in Duftnoten. Das reicht aber noch nicht, denn diese Düfte müssen ja auch zusammenpassen. Dann geht es ans Feintuning und zur Präsentation beim Kunden.

HUF HAUS

Wie findet man einen gemeinsamen Nenner? Duft ist doch sehr subjektiv.

Robert Müller-Grünow

Das ist ja gerade unser Know-how! Je klarer das Markenprofil, desto besser. Aber der Duft muss dann auch überall funktionieren. Geht es um eine Marke, die in mehreren Ländern aktiv ist, müssen wir eine Kreation entwickeln, die überall die gleichen, möglichst positiven Assoziationen weckt. Egal ob in den USA, Indien oder China. Wir schauen genau, welche Düfte ein überlappendes Potenzial haben und welche Düfte die Markenattribute am besten widerspiegeln.

HUF HAUS

Können Sie sich an den ersten Eindruck im HUF Haus erinnern?

Robert Müller-Grünow

Man nimmt immer mit allen Sinnen wahr. Visuell waren die Klarheit und die Transparenz mit der umgebenden Natur erste Eindrücke, es war gerade Frühling. Olfaktorisch erinnere ich mich an grüne, holzige und natürliche Noten.

HUF HAUS

Und daraus haben Sie Komponenten für den HUF Duft konzipiert?

Robert Müller-Grünow

Genau. Vordergründig natürlich über die charakteristischen Materialien Holz und Glas. Im zweiten Schritt über die Markenwerte wie Harmonie, Innovation und Tradition.

HUF HAUS

Sollte Duft in der Architektur generell eine größere Rolle einnehmen?

Robert Müller-Grünow

Duft ist ein wesentlicher Bestandteil von Architektur. Es macht unbedingt Sinn, darüber nachzudenken, wie wir einen Raum wahrnehmen. Denn solange wir atmen, riechen wir und solange wir riechen, hat Duft einen Einfluss auf unser Wohlbefinden und wie wir uns verhalten. Wir können Düfte steuern, also können wir ändern, wie Dinge im Raum wahrgenommen werden.

HUF HAUS

… heißt für den Architekten?

Robert Müller-Grünow

Nicht nur auf gute Materialien zu achten, sondern versuchen das olfaktorische Profil eines Raums über visuelle Designelemente zu verstärken.

HUF HAUS

Jedes Zuhause hat einen ganz eigenen Geruch. Woher kommt das und sollte man ihn überhaupt überdecken?

Robert Müller-Grünow

Unbedingt! Jedes Haus hat einen eigenen Geruch. Geprägt durch den Menschen, die verwendeten Materialien und alle Dinge, die sich dort befinden. Das ist ein prägnanter und nicht immer angenehmer Duft, den man selbst nicht riecht, da die Nase ihn längst adaptiert hat. Deshalb immer gut lüften und je nach Geschmack auch beduften.

HUF HAUS

Worauf sollte man bei der Wahl des Raumduftes achten?

Robert Müller-Grünow

Es gibt viele gute Sachen! Auf zwei Dinge würde ich Wert legen: hochwertige Rohstoffe und Technologie – also beispielsweise Duftstäbchen für die punktuelle Beduftung oder Beduftungssysteme für größere Räume. Wovon ich abraten würde ist, dauerhaft Duftkerzen zu verwenden. Die sind nicht gesund. Alles eine Frage der Dosierung, aber das Verbrennen von Duftstoffen bildet Rußpartikel, die man einatmet und das ist karzinogen.

HUF HAUS

Würden Sie das gezielte Beduften von Räumen als Manipulation bezeichnen?

Robert Müller-Grünow

Ja! Denn jede Entscheidung zur Gestaltung ist manipulierend. Welches Licht wir für einen Raum wählen, wie man sich die Haare schneidet oder wie man sich kleidet. Man möchte sich Ausdruck verleihen. Das Problem ist nur, wir haben verlernt zu riechen. Wenn wir mit offener Nase durch die Welt laufen würden und uns das bewusster machen, dann wäre das Argument ausgehebelt!

HUF HAUS

Gibt es noch Hoffnung für unsere Nasen?

Robert Müller-Grünow

Auf jeden Fall! Ich mache das seit fast 25 Jahren und immer mehr Menschen interessieren sich für das Thema Duftkommunikation. Wir machen seit Jahren keine Akquise mehr, wir arbeiten ausschließlich auf Empfehlung. Das zeigt die Eigeninitiative, die deutlich ausgeprägter ist als vor ein paar Jahren.

HUF HAUS

Wie stellen Sie sich die Zukunft des Riechens vor?

Robert Müller-Grünow

Riechen wird eine große Rolle spielen. Es ist der Sinn, den wir am meisten vernachlässigt haben. Da ist viel Aufholpotenzial für alle, die irgendwie kommunizieren. Das wird auch die Technologiebranche antreiben, zum Beispiel Einbindung von Düften in die digitale Welt. Augmented Reality, Virtual Reality, wie beschäftige ich mich in zehn Jahren, wenn das Auto von selbst fährt … Das alles wird sicherlich auch mit dem Einsatz von Düften zusammenhängen.

HUF HAUS

Ist Ihre Nase versichert?

Robert Müller-Grünow

Nee, gute Frage. Da mache ich mir auch die ganze Zeit schon Gedanken drüber, … denn der Verlust des Riechsinns wäre ein Desaster!