Zwei Namen standen für große, innovative Architektur: Gustav Hassenpflug, der Bauhäusler an der Landeskunstschule Hamburg (...) und eben Sep Ruf. (...) Die Architekturhaltung Sep Rufs entsprach meiner Vision sehr, umso größer die Enttäuschung über die Absage, weil ich die Bedingungen zur Aufnahme nicht erfüllte: mir fehle der Abschluss einer Bauingenieurschule oder das Vordiplom einer technischen Hochschule. Das rief meinen Chef und Förderer Heinz Thoma auf den Plan. Wir schrieben das Jahr 1956 niemand ahnt etwas vom ICE oder Billigflugtickets.
Thoma setzte sich empört ins Auto. Das Ergebnis seiner geheimen Mission und der Unterredung mit Sep Ruf in dessen Münchner Atelier lässt mich noch heute den Druck auf den Schultern spüren: Heinz Thoma musste eine schriftliche Erklärung abgeben, dass mein Ausbildungsstand den Aufnahmebedingungen entspräche. Darüber hinaus musste ich die Aufnahmeprüfung mit überdurchschnittlichem Ergebnis bestehen. Diese bestand aus der Planung einer zweizügigen Dorfschule in unterschiedlichen Maßstäben und einem wesentlichen Detail im Maßstab 1:20. Anschließend musste ich mein künstlerisches Talent in einer Freihandzeichnung eines Gegenstands unter Beweis stellen. Bleich und mit größtem Herzklopfen machte ich mich ans Werk.
Dass Heinz Thoma, der mit einer erfolgreich bestandenen Prüfung, mich als seinen geschätzten Mitarbeiter verlieren würde, mir in genau diesem Moment psychischen Halt und Selbstbewusstsein gab, sei an dieser Stelle allen um menschliche Größe und altruistische Weitsicht bemühten Vorgesetzten ins Stammbuch geschrieben, so geht das!